Biogas erhalten und klug nutzen – Für Bayern, für die Energiewende und für den ländlichen Raum

Ein Autorinnenpapier von Dr. Manuela Rottmann MdB und Lisa Badum MdB

Landwirtinnen und Landwirte gehören zu den Pionieren der Energiewende in Deutschland. Viele haben zu Beginn zu Beginn der 2000er Jahre in Biogasanlagen investiert. Häufig speisen Biogasanlagen Nahwärmenetze, die eine Möglichkeit der klimafreundlichen Wärmeversorgung darstellen.

In den nächsten Jahren fällt ein Großteil der Biogasanlagen aus der 20-jährigen EEG-Förderung.
Zwar gibt es eine 10-jährige Anschlussförderung für Biogasanlagen, deren Umfang reicht allerdings nur für einen Bruchteil der ausgeförderten Anlagen und die Fördersätze ermöglichen aufgrund der Inflation der vergangenen Jahre keinen wirtschaftlichen Weiterbetrieb der Anlagen. Deshalb braucht es bald eine Entscheidung, auf welche Förderung Biogasanlagenbetreiber setzen können, wenn sie ihre Anlage modernisieren wollen.

Die Energiewende geht voran – die Anforderungen an Biogas ändern sich

In den letzten Jahren hat sich energiewirtschaftlich vieles getan, so dass Biogas heute eine andere Rolle
einnimmt als noch zu Beginn des Jahrtausends. Während zu Anfang der Energiewende die Grundlastfähigkeit der Stromgewinnung aus Biogas noch als Vorteil gesehen wurde, haben sich die Systemanforderungen durch den starken Anstieg der Anteile von Wind- und Sonnenstrom im deutschen Netz verändert: Die dauerhafte Einspeisung von vergleichsweise teurem Strom aus Biogas auch dann, wenn die Nachfrage schon vollständig durch Wind- oder Sonnenstrom gedeckt werden kann, ist nicht sinnvoll. Bisher nutzt auch nur ein Drittel aller Anlagen die im Prozess ohnehin entstehende Wärme extern (etwa zum Betrieb von Wärmenetzen), sodass ein Großteil davon ungenutzt verloren geht.

Der anfänglichen Kritik an einer Förderung monotoner Anbaufolgen („Vermaisung der Landschaft“) wurde zwischenzeitlich durch verschiedene Maßnahmen begegnet, auch wenn in manchen Regionen die Anbauvielfalt durchaus noch verbessert werden kann. Die Anbaubiomasse hat sich verändert. Klar ist aber auch, dass die Flächenkonkurrenzen größer werden und hinzukommt, dass sich inzwischen auf der gleichen Fläche deutlich mehr Strom und zu geringeren Kosten durch Freiflächen-PV als aus Anbaubiomasse erzeugen lässt. Hierauf muss man reagieren.

Biogas in die Zukunft führen

Die gute Nachricht: Biogas kann in Zukunft eine wichtige, systemdienliche Funktion bei der Energiewende übernehmen. Anders als bei Wind und Sonne kann die Stromerzeugung aus Biogas nämlich leicht gesteuert werden.
Die Biogasanlage der Zukunft

  • speist Strom flexibel nur dann ins Netz ein, wenn Wind und Sonne nicht ausreichend Strom liefern, und ersetzt auf diese Weise die Stromerzeugung aus Erdgas,
  • speist auch die entstehende Wärme mittels Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in Nahwärmenetze ein und leistet damit einen Beitrag zur Wärmewende,
  • weist damit hohe energetische Effizienzen von über 80% auf und
  • setzt vielfältige Substrate ein, immer mehr auch aus Abfall- und Reststoffen statt aus Anbaubiomasse.

Mit solchen flexibel geführten modernen Biogasanlagen können wir energiewirtschaftlich mehr erreichen, ohne dafür mehr Anbaubiomasse als bisher zu benötigen:

  • Mehr Systemstabilität
  • Mehr Unabhängigkeit von Erdgasimporten
  • Mehr bezahlbare und sichere Erneuerbare Wärme für Bürgerinnen und Bürger und öffentliche Einrichtungen im Ort.
  • Sichere Wertschöpfung im ländlichen Raum

Der Weg in die Zukunft

Damit wir Biogas in Zukunft so klug einsetzen können, sind Investitionen erforderlich. Von den rund 10.000 Biogasanlagen in Deutschland sind bislang zu wenige effektiv flexibilisiert und speisen bedarfsgerecht Strom ins Netz. Ein Teil der Anlagenbetreiber ist aber bereit, in die notwendige Überbauung mit größeren Speichern zu investieren. Zusammen mit Bürgergenossenschaften und Kommunen kann der Ausbau der Nahwärmeversorgung aus Biomasse ein wichtiger weiterer Baustein für die Wärmewende auf dem Land werden.

Fast 25 Jahre nach Inkrafttreten des EEG brauchen Anlagenbetreiber, die diesen Weg gehen wollen, eine wirtschaftlich tragfähige Perspektive, auf der sie die notwendigen Investitionen tätigen können.

Unser Ziel muss es auch sein, den Weiterbetrieb der Biogasanlagen zu sichern, die bereits Nahwärmenetze versorgen. In Deutschland erzeugtes grünes Gas muss Vorrang haben vor weiteren Anreizen, neue Erdgasverträge im Ausland zu schließen.

Wir brauchen eine Entscheidung für die Zukunft von Biogas.
Kurzfristig kann die Prüfung der Übertragung der nicht genutzten Mengen aus der Biomethanausschreibung bereits 2024 Abhilfe schaffen, sowie eine Prüfung der Erhöhung von Ausschreibungsmengen. Grundsätzlich brauchen wir eine gemeinsame Erarbeitung eines neuen Förderregimes das auf Flexibilität setzt und diese auch wirtschaftlich möglich macht.

Packen wirs an!