Gerade dort im Landkreis, wo die Nahverkehrsanbindung gut ist, gibt es auch eine hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum, die derzeit nicht gedeckt wird. Für Azubis, Geringverdiener und für Familien gibt es dort zu wenige geeignete Angebote jenseits des großen Eigenheims auf dem Wohnungsmarkt. Das hat eine Studie für Bad Kissingen schon vor einiger Zeit deutlich gemacht, aber auch in Hammelburg ist das Problem schon länger erkennbar. Hinzu kommen ältere Menschen, die oft in ihrer gewohnten Umgebung bleiben möchten, aber zu wenig barrierefreie Alternativen zum Eigenheim finden, wenn ihnen das zu groß wird. Das betrifft auch die Marktgemeinden.
In unserer Region wurde zu einseitig auf Neubaugebiete für Einfamilienhäuser gesetzt. Der Geschosswohnungsbau wurde vernachlässigt. Den wenigen barrierefreien Angebote für bezahlbare Mietwohnungen steht eine viel größere Nachfrage gegenüber, die wir nicht decken können. Das bremst auch die Gewinnung von Arbeits- und Fachkräften im Landkreis.
Während der große Wohnungsbedarf nach dem Krieg oft durch öffentliche oder genossenschaftliche Wohnungsbaugesellschaften gedeckt wurde, sind einige dieser Gesellschaften mittlerweile privatisiert. Uns fehlen also auch die Akteure, die Wohnungen für die Breite der Bevölkerung zur Verfügung stellen, ohne nur auf die Rendite zu schauen. Der Bund stärkt solche gemeinnützigen Wohnbauformen. Aber es sind die Städte und Gemeinden, die die Planungshoheit haben und sie nutzen müssen, um für die ganze Bevölkerung ein Angebot zu sichern: Durch die Bevorratung von Grundstücken, auf denen dann barrierefreier, bezahlbarer Wohnraum entstehen kann. Aber auch durch die Unterstützung für gemeinnützige oder öffentliche Investoren.
Das Modellprojekt „Treibhaus Münnerstadt“ zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger großes Interesse an zeitgemäßen neuen Wohnquartieren jenseits der Einfamilienhaussiedlung haben. Es kommt darauf an, dass mehr Städte und Gemeinden im Landkreis dieses Thema aktiv angehen.